Psychologische Praxis Auenstrasse

Psychotherapie & psychologische Beratung

 

 

Grundhaltung

Veränderung durch „Nicht-Verändern-Wollen“ – oder: Das Problem mit dem Problemlösen

Wie können wir uns verändern, wenn wir akzeptieren, wie wir sind? Dieser Ansatz widerspricht grundsätzlich unserem alltäglichen Denken, welches uns das Gegenteil suggeriert: „Wenn Du nichts gegen Deine Probleme unternimmst, dann bleibt alles wie es ist.“ Natürlich ist dieser Satz nicht falsch. Unsere Probleme im Alltag bewältigen wir in der Regel mit Problemlösetrategien. Das Problem mit dem Problemlösen ist allerdings, dass es auf sprachlichen (kognitiven) Vorgängen beruht. In der Regel versuchen wir unsere Probleme also mit verbalem Verhalten zu lösen. In Bezug auf psychische Probleme allerdings ergibt sich die Schwierigkeit, dass man schmerzhaftes inneres Erleben (wie z.B. Angst, Trauer, Verzweiflung, Unruhe) nicht allein durch verbale Anweisungen beseitigen kann. Sätze wie „Hab‘ keine Angst!“, „Sei nicht traurig!“, „Reiss dich zusammen!“ oder „Beruhige Dich mal!“ mögen in bestimmten Momenten eine kurzfristige positive Wirkung haben. Langfristig aber können solche Strategien sogar dazu führen, dass die unerwünschten Symptome sich verschlimmern. Dies führt zu einer „Spirale des Leidens“ hin zu mehr Ängsten, Ohnmacht und auch sozialem Rückzug.

Akzeptanz ist ein schwieriges Wort. Häufig verstehen wir darunter so etwas wie „einen Haken dran machen“, etwas „abschließen“ oder etwas einfach „hinnehmen“ (was eher einer Resignation gleicht). So verstanden beschreibt der Begriff Akzeptanz auch ein bestimmtes Ziel: „Ich werde mich besser fühlen, wenn ich z.B. meine Angst, meine Depression, meine Probleme usw. einfach akzeptiere.“ Dies ist natürlich nicht unbedingt der Fall. Dies vor allem deshalb, weil uns solche Vorhaben selten wirklich gelingen. Und hier wird es interessant (ich sage absichtlich nicht „schwierig“): Akzeptanz ist kein Instrument, um sich besser zu fühlen. Akzeptanz können wir eher verstehen als einen Prozess, besser noch als ein spezielles Verhalten welches uns helfen kann, uns besser zu fühlen, genauer: uns besser wahrzunehmen und zu spüren.

Studien haben gezeigt: Menschen, die ihren Gefühlen offen und akzeptierend gegenüberstehen, erleben diese als weniger belastend. Genau darum geht es bei diesem speziellen Prozess: Es geht darum Fähigkeiten zu erlernen die uns helfen, uns von unseren schmerzhaften Gefühlen und Gedanken nicht beliebig „herumschubsen“ zu lassen. Akzeptanz kann man also verstehen als eine Bereitschaft, auch schwierige Gedanken und Gefühle zu haben und dennoch die Werte und Ziele im Leben zu verfolgen, die uns sinnvoll und bedeutsam erscheinen.

 

Den Kampf aufgeben

Akzeptanz kann ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer Veränderung sein. Denn gerade die zahllosen und meist fruchtlosen Bemühungen, schwierigen Gefühlen, schmerzhaften Gedanken und körperlichen Zuständen aus dem Weg zu gehen, können diese dauerhaft verstärken und dadurch zusätzliche Probleme schaffen, weil wir uns von ihnen steuern lassen und uns so in ungünstige Verhaltensweisen verstricken (z.B. Vermeidung, Rückzug, Substanzmissbrauch und vieles mehr).

Auf Dauer ist der Kampf gegen Gefühle und Gedanken ein aussichtsloses Unterfangen. Außerdem kostet er jede Menge Kraft, die dann für die Bewältigung des Alltags fehlt. Wie wäre es also, wenn Sie neue Fähigkeiten erlernen könnten, um mit ihren schmerzhaften Gedanken und Gefühlen einen neuen Umgang zu finden? Mit meinen Patienten arbeite ich mit den Methoden und Konzepten der „Akzeptanz- und Commitment Therapie“ (ACT). Dieser Ansatz basiert vereinfacht gesagt auf der Erkenntnis, dass unsere Gedanken und Gefühle recht unwillkürlich sind und nicht unausweichlich definieren müssen, wer wir sind und wie wir handeln. Mithilfe der ACT können Sie lernen, sich aus der Verstrickung mit ihren inneren „Gegnern“ zu lösen und ihre Aufmerksamkeit und Energie stattdessen darauf zu richten, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen. 

Jeder Mensch kennt Leid: Verlust, Krankheit und Tod – sogar schon die Geburt kann schmerzhaft sein. Die ACT geht davon aus, dass psychisches Leiden aus ganz normalen psychologischen Prozessen entsteht, die in jedem Menschen stattfinden. Sogenannte „negative“ Gefühle und Gedanken sind normal. Zeitlebens hat sogar die Mehrheit der Menschen mindestens einmal im Leben eine Phase, die die Diagnose einer psychischen Störung rechtfertigen würde. Manchmal „entgleisen“ diese inneren Prozesse aber derart, dass länger andauernde Probleme oder Störungen entstehen, die mit einer psychotherapeutischen Behandlung behandelt werden können.

Stellen Sie sich einmal die folgende Frage: „Was würde ich tun, wenn mich meine Probleme nicht so sehr belasten würden?“ Die Beantwortung dieser Frage kann ihnen bereits jetzt wertvolle Informationen darüber liefern, was Ihnen wirklich wichtig ist und was Ihnen am Herzen liegt. Fragen Sie sich, was für ein Mensch Sie in der Tiefe Ihres Herzens sein wollen. Um herauszufinden, welche Qualitäten ihr Handeln ausmachen sollen und was für Sie in Ihrem Leben wirklich von Bedeutung ist, ist es manchmal sogar hilfreich, sich bewusst mit dem eigenen schmerzhaften inneren Erleben auseinanderzusetzen. Denn auch in den Momenten von Angst, Wut, Trauer oder Enttäuschung können wir entdecken, was wirklich zählt. 

In einem persönlichen Prozess unterstütze ich Sie, Antworten auf diese und andere Fragen zu erarbeiten. Mithilfe von Achtsamkeit und Akzeptanz stärken Sie ihre Fähigkeit, sich unangenehmen inneren Gedanken, Gefühlen und Situationen zu stellen, denen Sie vielleicht lieber aus dem Weg gehen wollen. Statt schmerzhafte Erlebnisse zu vermeiden, können Sie lernen, Dinge zu tun, die Ihr Leben entscheidend verbessern. Statt impulsiv oder passiv – und vor allem automatisch – zu reagieren, können sie lernen, „pro-aktiv“ Ihr Leben zu gestalten und sich Ihre Handlungsautonomie zurückerobern.

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